Frühling
4.-7.4.2014 Stormchaser Convention in Bad Kissingen und Nachtchasing bei Lüttich
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- Erstellt: 18. April 2014
- Zuletzt aktualisiert: 24. April 2014
- Geschrieben von René
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Am frühen Nachmittag habe ich Andy zu hause abgeholt und dann ging es auf die Piste gen Südosten. Im südlichen Westerwald westlich von Limburg haben wir auf einem Hügel eine kleine Pause gemacht, dabei habe ich das saftig grüne Getreide auf dem angrenzenden Feld festgehalten:
Dabei hat sich ein kleines Flugobjekt verewigt ;)
Gegen 18.30 Uhr passierten wir das Ortseingangsschild von Bad Kissingen, doch statt der Jugendherberge steuerten wir erst einmal einen örtlichen Supermarkt an. Dort haben wir uns mit Hopfenschorle, einem Hightech-Kühlmittel (eine kristalline Substanz mit der Summenformel H2O), um Ersteres zu kühlen und mit Knabbereien eingedeckt.
Wenig später kamen wir am Heiligenhof an und trafen auch schon jede Menge Gleichgesinnte an. Wir haben unser Zimmer bezogen und direkt den Kühlschrank angeworfen:
Das Foto ist von der Convention 2013, das Funktionsprinzip vom Kühlschrank ist allerdings gleich ;)
Den Rest vom Abend haben wir mit dem oben erwähnten Getränk und lecker Pizza vom Lieferservice an der Tischtennisplatte verbracht, das Abendessen in der Jugendherberge haben wir nämlich verpasst... Zwischendurch gab es doch tatsächlich Wetterleuchten von weit entfernten Gewitterzellen zu sehen.
Am nächsten Tag standen nach dem Frühstück die Vorträge auf dem Programm: Zuerst gab es die offizielle Begrüßung und einen Ausblick in die Zukunft vom SCE-Forum von Vincent Geisert. Anschließend brachte uns Michael Kindel das Blogging-System Wordpress und seine Vorzüge speziell für Stormchaser-Internetseiten näher:
Direkt im Anschluss stellte Leonie Bullinger das Projekt "Androon" vor. Mit ihrem Freund hat sie ein Android-Smartphone wetter- und stoßdicht verpackt an einem Wetterballon bis in die Stratosphäre (ca. 30 km) aufsteigen lassen und es anschließend mithilfe der GPS-Ortung einige hundert Kilometer weiter östlich wieder eingesammelt:
Aufgrund der anstehenden Gewitterlage am Nachmittag wurde die Mittagspause verkürzt, trotzdem blieb etwas Zeit, um die frische Luft vor dem Haupteingang zu genießen:
Nach der Mittagspause gab es von Tobias Hämmer einen Vortrag über die optische Gefahrenerkennung bei Gewittern und über den 20.6.2013 - Superzellentag in Deutschland:
Direkt danach ging es auf dem Fußballplatz weiter, denn das traditionelle Convention-Fußballspiel stand auf dem Programm. Dabei gingen die Blicke immer wieder zum Himmel, denn es brauten sich schon erste Wolkentürme zusammen, denen aber immer wieder die Puste ausging.
Direkt nach dem Fußballspiel haben wir uns zur Lagebesprechung getroffen, denn im Thüringer Wald entwickelten sich die ersten orografisch ausgelösten Gewitterzellen. Ungefähr 20 Leute entschieden sich, die Jagd zu eröffnen, also haben wir die Ausrüstung in die insgesamt sechs Autos gepackt und haben uns auf den Weg gemacht:
Nach ca. 50 km haben wir bei Mellrichstadt kurz vor dem Thüringer Wald einen Tankstopp gemacht und standen schon vor der unscheinbaren Böenfront der ersten Gewitterzelle:
Diese wollten wir uns natürlich genauer ansehen, also fuhren wir noch eine Abfahrt weiter und stellten uns bei Queienfeld auf die Wiesen:
Hier hörten wir es immerhin ein paar Mal donnern, aber die Zelle kündigte sich schnell mit großtropfigem Regen an, also mussten wir wieder weiter. Die Niederschlagsintensität im Zellkern war laut Radar auch ziemlich hoch.
Nach einem fummeligen Wendemanöver ging es wieder auf die Autobahn, wo wir Bekanntschaft mit dem Rand dieses Zellkerns gemacht haben. Die Sicht sank schlagartig auf weniger als 100 Meter. Nach einem zweiten Corepunch durch eine neue Zelle kamen wir am nächsten Spottingpoint an, nämlich in Schleusingen. Dort konnten wir die Gewitterzelle bewundern, die sich östlich von der vorhandenen kleinen Linie gebildet hatte:
Als uns auch diese Zelle auf die Pelle rückte, sind wir noch ein Stück nach Südosten gefahren und haben uns bei Eisfeld auf einen Hügel mit einem tollen Blick hingestellt:
Dort hatte die Gewitterzelle schon deutlich besser sichtbare Strukturen und mit dem frischen Grün auf dem Feld und auf den Bäumen ergab es einen tollen Kontrast:
Der Gewitterlinie ging langsam die Puste aus und an unserem Standort fing es langsam an zu regnen. Also machten wir uns wieder auf dem Weg. Nach einem filmreifen synchronen Wendemanöver in drei Zügen im Tellerwäscherstil fuhren wir wieder auf die Autobahn zu einem weiteren Punkt, aber da standen wir sprichwörtlich im Regen - von einer neuen Gewitterzelle über uns. Da nichts interessantes mehr in Aussicht war, brachen wir das Chasing ab.
Auf der Rückfahrt sahen wir auf der Autobahn, dass die Gewitterzellen einem Auto durch Aquaplaning zum Verhängnis wurden: In einer Kurve stand es rückwärts und ein bisschen zerknittert auf dem Standstreifen.
Zurück in Bad Kissingen machten wir es uns in der Grillhütte bequem und wir konnten unsere wohlverdienten Steaks und Würstchen genießen :) Da die Batterie für die Beleuchtung leer war, haben wir das Fleisch und Bier im Schein des Feuers und von allen möglichen Taschenlampen genossen ;)
Nach einer wieder einmal kurzen Nacht und nach dem Frühstück hieß es dann: Einpacken und vor dem Haupteingang versammeln. Dort habe ich das obligatorische Gruppenfoto gemacht:
Nachdem Vince ein paar Schlussworte sprach und wir uns alle verabschiedet haben, ging es auf die Piste gen Heimat. Weil dank Sonntag kaum LKW unterwegs waren, haben wir nur knapp vier Stunden bis nach Hause gebraucht.
Die Convention hat wie immer sehr viel Spaß gemacht und wurde das erste Mal überhaupt mit einer Gewitterjagd gekrönt :)
Schon am nächsten Tag (7.4.) stand die nächste Aktivität in Sachen Stormchasing an: Am Abend brachte die Kaltfront von Tief Maria eine der ersten Gewitterlagen 2014 in die Eifelregion.
Gegen 20 Uhr bin ich nach Walheim losgefahren, wo sich Wanja zum Beobachten der Lage postiert hat. Zu dieser Zeit lag die fast durchgängige Gewitterlinie schon mitten über Belgien und zog nach Nordosten.
Ich habe ihn abgeholt und wir fuhren auf die Autobahn Richtung Lüttich, um die Gewitterlinie abzufangen. Wir hatten uns überlegt, dass wir am Autobahnkreuz Lüttich je nach Entwicklung entweder nach Südwesten - Richtung Namur, Charleroi - oder nach Nordwesten, also Richtung Brüssel fahren konnten. Aber 1. kommt es immer anders und 2. als man denkt: Schon bei Thimister-Clermont sahen wir helles Wetterleuchten und erste Wolkenstrukturen. Nach einem kurzen Stopp dort und einem Blick aufs Radar wollten noch bis zum Autobahnkreuz Lüttich weiterfahren und uns dort direkt am Flughafen aufstellen.
Dieser Plan ging auch auf und wir hätten keine Minute später ankommen dürfen, denn die Linie mit einer Shelfcloud und einem Inflow-Band stand direkt vor uns:
Die Linie schliff zwar mehr oder weniger an uns vorbei, kam aber trotzdem näher und wir mussten aufbrechen. Es gab noch die Option, das Südende der Gewitterlinie anzufahren, dazu mussten wir auf die Autobahn nach Südwesten Richtung Namur und Charleroi fahren. Als wir gerade am Flughafen auf diese aufgefahren sind, traf uns die Gewitterlinie mit starken Outflow-Böen mit Staubsturm und dann mit Starkregen, der die Sichtweite rapide sinken ließ. Trotzdem mussten wir auf dem Radar und in der Blitzortung erkennen, dass die Gewitterlinie schwächelte. Das südliche Ende war wie üblich noch am gesündesten.
Wir gaben die Hoffnung noch nicht auf, raus aus dem Niederschlag an das noch am meisten blitzaktive Südende zu kommen. Doch als wir nach ca. 20 km immer noch im Regen waren und das südliche Ende in diese Richtung unerreichbar war, haben wir abgebrochen, drehten an der nächsten Ausfahrt um und fuhren wieder Richtung Aachen.
Der Teil der Gewitterlinie über der Erkelenzer Börde wurde wieder blitzaktiv, dieser war aber für uns ebenso unerreichbar. Wir überlegten, uns das Südende der Linie in der Eifel zu schnappen. Wir sind also in Aachen-Brand abgefahren und hielten uns Richtung Walheim, damit wir ggfs. mit beiden Autos weiterfahren konnten, je nachdem in welche Richtung es geht. Aber auch hier kamen wir in den Niederschlag der schwächelnden Gewitterlinie und diese zog so schnell, dass wir das Südende wieder nicht erreicht hätten.
Wir sahen noch eine Chance, uns vor die Gewitterlinie zu setzen in der Hoffnung, dass diese wieder zündet. Dazu mussten wir über die Autobahn 4 Richtung Osten fahren. Dies haben wir auch gemacht, kamen aber wieder in den Regen der schwächelnden Linie bzw. blieben drin. Einen Hoffnungsschimmer sahen wir auf dem Radar in Form von einer neuen Einzelzelle, die sich in Südbelgien gebildet hatte und in unsere Richtung kam. Wir fuhren also in Buir ab und wollten uns auf die Lauer legen. Die Neubildung sollte auf Aachen zuziehen und schwächelte leider auch.
Wir fuhren also über Land durch die Rureifel Richtung Walheim und haben uns in Hürtgenwald-Großhau auf ein Feld gestellt. Einige Kilometer weiter westlich sahen wir verdächtige Strukturen in Form einer möglichen Böenfront. Davon habe ich ein Pano gemacht:
Hinter der Böenfront im linken Teil kam kein Niederschlag und im rechten Teil zog die inzwischen nur noch Schauerzelle nach Aachen.
Jetzt war es an der Zeit, das Chasing endgültig abzubrechen und zurück nach Walheim zu fahren. Dort sind wir zum Abschluss auf einen Aussichtspunkt gefahren und haben überraschenderweise Wetterleuchten aus dem Südosten gesehen. Das waren wieder neue Gewitterzellen, die sich in den südöstlichen Ardennen gebildet haben und in die Westeifel bzw. Schneifel (Region Dahlem/Blankenheim) zogen. Um diese Zellen zu jagen, war es aber schon zu spät, weil am nächsten Morgen bei uns Beiden die Arbeit rief.
Das war also mein zweites Chasing in dieser Saison. Das Highlight kam gleich schon am Anfang der Jagd bei Lüttich :)
Andy Holz hat die Gewitterlinie mit Böenfront und Blitzen bei Kleinhau fotografiert und noch einige Stimmungen vom Aprilwetter bis zum 16. April eingefangen. Hier ist sein Bildbericht.
Hoffentlich haben euch die frühen gewittrigen Eindrücke gefallen.
Gruß René