Sommer
23.8.2011 Blitzaktives Nachtgewitter und ferne Gewitter im Abendlicht bei Vlatten
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- Erstellt: 10. September 2011
- Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2016
- Geschrieben von René
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Am 22.8. bildete sich gegen Mittag ein Gewittersystem (MCS) bei Paris und zog unter Verstärkung und Vergrößerung nach Nordnordost. Dieses kam mit einer enormen Blitzrate gegen 2 Uhr in der Nacht in der Städteregion Aachen an. Am Nachmittag bildeten sich Gewitterzellen bei Euskirchen. Andy und ich sind in die Zülpicher Börde gefahren, um eventuelle Neubildungen abzufangen. Aber diese blieben aus und so haben wir die schöne spätsommerliche Abendstimmung genossen.
Bis in die Nacht hinein sah es so aus, als wenn das Gewittersystem aus Paris nördlich an der Nordeifel vorbeiziehen würde. Aber gegen Mitternacht war absehbar, dass es die Nordeifel und Aachener Region mit voller Breitseite treffen wird. Ab Mitternacht habe ich erstes Geflacker am Westhimmel gesehen, zu der Zeit war das MCS westlich von Lüttich. Ab 1 Uhr konnte ich Donnergrollen hören. Gegen 1.45 Uhr sah ich dann die sehr stark ausgeprägte, mehrstöckige Shelfcloud. Leider hatte ich die Kamera nicht zur Hand. Mit kräftigen Böen ist die Shelfcloud durchgezogen und das folgende Gewitter mit einer extrem hohen Blitzrate brachte nur mäßigen Starkregen in Simmerath, da hier nur das südliche Ende des Systems durchzog. Richtung Nordwest konnte ich während des Gewitters bei mäßigem Regen um kurz nach 2 Uhr einige nahe Einschläge fotografieren:
Der rechte Blitz sieht etwas unscharf aus, da dies eine Mehrfachentladung durch den selben Blitzkanal war. Zwischen den Einzelblitzen wurde der Blitzkanal ein Stück weiter geweht und so sieht der Blitz unscharf bzw. doppelt aus.
An der Rückseite des abziehenden Systems gab es immer wieder Crawler (Flächenblitze) an der Wolkenunterseite, die den Himmel erhellten. Am frühen Morgen war das System schon über Ostwestfalen-Lippe und schwächte sich am nächten Tag langsam Richtung Ostsee ab. Dies war also ein sehr langlebiges mesoskaliges konvektives System (MCS), welches fast die Kriterien für einen mesoskaligen konvektiven Komplex (MCC) erfüllt hat. Diese Kriterien sind im Wikipedia-Artikel über Gewitter aufgelistet.
In einigen Stadtteilen von Aachen fiel der Strom aufgrund eines Blitzeinschlages in einer Stawag-Station in Haaren aus. Hier ist ein Artikel der Aachener Zeitung darüber.
Für den Tag gab Estofex ein Level 2 für West- und Nordwestdeutschland. In der schwülen Luft bildete sich gegen 16 Uhr bei Euskirchen ein Hitzegewitter und zog nach Nordost. Dieses war aufgrund der hohen Zuggeschwindigkeit für mich kaum mehr erreichbar, aber Andy Holz und ich wollten uns trotzdem auf den Weg machen, um auf Neuentwicklungen in der Region zu warten. Auf der Fahrt zu ihm habe ich die Gewitterzelle von der Domäne am Langschoß bei Lammersdorf fotografiert:
Ich holte Andy ab und wir fuhren in die Zülpicher Börde. Dort war richtig schwüle Dampfluft bei ca. 24°C, also noch gute Bedingungen für Gewitter. Um eventuelle Neuentwicklungen zu beobachten, sind wir auf den Lützenberg bei Vlatten gefahren. Die Gewitterzelle war schon im Siegerland und es haben sich weitere Zellen um diese herum gebildet. In unserer Region haben sich noch keine neuen Zellen gebildet, also haben wir einige spätsommerliche Landschaftsimpressionen mit den fernen Eisschirmen im Hintergrund eingefangen:
Wir sind bis ganz oben auf den Berg gefahren und konnten dort auch die geniale Lichtstimmung mit der tiefstehenden Sonne fotografieren:
Im Osten konnte man den Eisschirm der Gewitterlinie schwach sehen:
Eine Zelle über Mittelhessen hatte einen Overshooting Top (konvektives Überschießen) und leichte Mammati:
Die Mammati waren ein paar Minuten später schon besser ausgeprägt:
Die tiefstehende Sonne und die dunstige Luft zauberten eine geniale Stimmung im Westen:
Am Hang vom Vlattener Köpfchen war ein Mähdrescher am Werk und sorgte für eine Staubschleppe:
Aufgrund von leichtem Hochdruckeinfluss wurde die dunstige Luft schon teilweise ausgeräumt, aber unter anderem nordwestlich von uns hielt sie sich noch:
In der Mitte ist die Burg Nideggen und rechts vom Windrad ist der Sendeturm Großhau. An unserem Standort war die Luft immer noch sehr warm, wurde aber trockener.
Die Sonne verschwand hinter einem Wolkenband:
...und kam kurz später wieder hervor:
Kurz vor dem Sonnenuntergang verschwand sie um 20.19 Uhr entgültig hinter dem Wolkenband am Horizont:
Das westliche Ende der Gewitterlinie ungefähr im Saarland:
Der Mähdrescher war immer noch zugange:
Die Sonne war um 20.46 Uhr schon 3° unter dem Horizont und im Osten gab es Purpurlicht und Gegendämmerungsstrahlen über den rötlich angeleuchteten Eisschirmen:
Eine kleine Quellwolke ging zaghaft hinter dem Wolkenband hoch:
Als die Sonne 4,8° unter dem Horizont war, gab es kräftige Dämmerungsstrahlen im Purpurlicht:
Eine kleine Wolke vor dem genialen Abendhimmel:
Als es richtig dunkel wurde, sahen wir überall auf den Feldern Lichter von Traktoren, diese haben fleißig Strohballen gepresst:
Die fernen Eisschirme verblassten langsam im Abendlicht und die blaue Stunde setzte ein:
Im Tal liegen die Stadtgebiete Mechernich und Bad Münstereifel.
Nordwestlich von uns ist das Wolkenband etwas hochgequollen, aber es hätte noch nicht einmal für einen Schauer gereicht...
In den Niederlanden waren Gewitterzellen aktiv, aber in unserer Region hat sich nichts mehr gebildet. Also sind wir wenigstens mit schönen Landschaftseindrücken nach Hause gefahren.
Ich hoffe, euch hat der Bericht gefallen.
Andys Eindrücke von diesem Tag gibt es in seiner Zusammenfassung der Gewitterlage Ende August.
Gruß René