Sommer
21.6.2012 Gewitterlinie mit Gustnado vom Rheinland bis zum Sauerland
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- Erstellt: 17. Juli 2012
- Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2016
- Geschrieben von René
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Für den 21. Juni wurde eine Gewitterlinie an einer Trogvorderseite über Benelux und Westdeutschland vorhergesagt. Ich positionierte mich am Abend bei Aldenhoven, um eine Zelle in der Linie abzufangen. Mit relativ wenigen Blitzen zog diese durch und ich setzte mich vor Neuss wieder vor die Linie, wo ich einen Gustnado (Böenfrontwirbel) beobachten konnte. Durch das große Regengebiet der schwächelnden Linie bin ich ins westliche Sauerland gefahren und habe dort noch genau ein geniales Blitzfoto hinbekommen.
Estofex vergab zunächst ein Level 1 für Ostfrankreich, Benelux und Westdeutschland und erweiterte später auf ein Level 2 im zentralen Bereich des alten Level 1:
Um 19.30 habe ich mich auf ein Feld westlich von Aldenhoven gestellt und harrte der Dinge, die da kamen ;) Eine Gewitterzelle zog von Lüttich auf Aachen zu und an meinem Standort gab es eindrucksvolle Undulatus- bzw. Asperatus-Bewölkung.
Zuerst habe ich Videoaufnahmen von den Wolken für einen Zeitraffer gemacht. Das Video mit Szenen aus dem ganzen Chasing gibt es hier:
Die Schwerewellen über den Bergehalden der ehemaligen Steinkohlezechen im Wurmrevier:
Am Horizont sah ich bald diffuses Blitzen und hörte Donnergrollen:
Westlich von mir über Herzogenrath bildete sich eine neue Gewitterzelle innerhalb der Linie und feuerte um 20.01 Uhr einen Blitz nach Alsdorf - Entfernung ca. 3 km:
Südlich von mir war nun auch eine starke Zelle, also war ich eingekesselt. Da es mir zu heikel wurde und auch schon der Starkregen anfing, bin ich auf die Autobahn 44 Richtung Düsseldorf gefahren. Bei Titz-Jackerath habe ich es gegen 20.18 Uhr geschafft, mich wieder vor die Linie zu setzen:
Auch hier musste ich nach ein paar Minuten wieder weg, da die Linie doch durchweg eine sehr hohe Radarreflektivität hatte.
Also ging es wieder volle Kraft voraus auf die Autobahn. Vor Neuss hatte ich wieder genug Abstand, sodass ich die Linie nochmal abfangen konnte. Ich habe mich bei Kaarst-Büttgen hingestellt und die Böenfront fotografiert:
Diese hatte es richtig in sich, wie ich erst später am Computer auf dem Video gesehen habe. Ein paar Kilometer westlich von mir in Kleinenbroich gab es nämlich einen Gustnado (Böenfrontwirbel)!
Als die Böenfront mit kräftigen Böen und Regen über mir war, habe ich schnell eingepackt und bin nach Büttgen rein gefahren. Dort wurden Mülltonnen auf die Straße geweht und kleinere Äste brachen von Bäumen ab.
Um nichts zu verpassen, bin ich wieder auf die Autobahn ins Bergische Land gefahren. Dabei schwächelte die Gewitterlinie und ab und zu zuckten noch Blitze an der Wolkenbasis im Regen und immer wieder gab es Aquaplaning. Ich hatte keine Chance mehr, vor die Linie zu kommen, also fuhr ich hinter Wuppertal von der Autobahn ab und überlegte, was ich machen sollte. Zuerst wollte ich das Chasing abbrechen und mir was zu Essen holen. Dann sah ich aber in der Blitzortung eine vielversprechende neue Zelle über Koblenz, die Richtung Siegen zog. Ich habe mir gedacht: "Wo ich schon so weit gefahren bin, kann ich die 100 km auch noch runterfahren...".
Also ging es wieder mit Vollgas auf die Autobahn ;) Auf der Sauerlandlinie (A45) kam ich dann der Sache schon näher und einige Blitze und Crawler zuckten am Nachthimmel. Ich bin schon in Meinerzhagen rausgefahren, weil ich nah genug an den Blitzen war. Ich wusste schon, dass es im Sauerland schwierig sein wird, einen vernünftigen Chasingpoint zu finden. Dann habe ich aber im Navi in der Nähe einen Ort namens Hohenhengstenberg entdeckt. Der Name klang nicht nur vielversprechend, man konnte ihn sogar wörtlich nehmen!
Oberhalb vom Ort habe ich mich auf eine Kuppe gestellt und erstmal die Lage sondiert. Am südöstlichen Horizont in einigen Kilometern Entfernung zuckten immer wieder Blitze zum Boden und Crawler breiteten sich über den ganzen Himmel aus. Aussteigen war mir deswegen zu gefährlich, also konnte ich endlich mein Autoscheibenklemmstativ einweihen. Dieses hatte ich mir nach dem Chasing am 10.5.2011 gekauft. Schon auf der zweiten Belichtung mit 30 Sekunden habe ich diese genialen Blitze erwischt:
Der obere Blitz war ein Crawler direkt über mir. Der zugehörige Donner hat noch über eine Minute nachgehallt! Die Blitze am Horizont waren in der Nähe von Olpe.
Bald fing es stärker an zu regnen, also musste ich erstmal wieder einpacken. Nach dieser Pause habe ich noch ein paar schwache Blitze einfangen können. Diese Aufnahmen sind ganz am Ende vom Video als Zeitraffer.
Die Blitze entfernten sich immer weiter von mir und die Zelle schwächte sich auch ab, also habe ich das Chasing beendet und bin nach Hause gefahren. Insgesamt haben sich die knapp 400 km schon gelohnt :)
Gruß René