Sommer
9.6.2014 Denkwürdige Gewitterlinie mit genialem Abendrot in der Nordeifel
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- Erstellt: 10. Juni 2014
- Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2016
- Geschrieben von René
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Für den 9.6. gab Estofex eines der wenigen Male überhaupt ein Level 3 für die Region:
Das vorherige berechtigte und gleichzeitig erste Level 3 für die Eifelregion gab es für den 14.7.2010, als eine noch viel längere Squallline durch Westdeutschland zog, aber viel weniger verheerende Schäden verursachte. Hier ist mein Bildbericht von dieser Lage.
Zu Pfingsten war es durch eine afrikanische Luftmasse in der Region verbreitet schwülwarm mit Werten um 30°C. Am 9.6. wurde diese Luftmasse mit reichlich konvektiver Energie (CAPE) durch eine Konvergenzzone und ein sich bildendes Bodentief über Belgien ausgelöst. Daraufhin bildeten sich in der Region um Paris und in Südbelgien ein paar Gewitterzellen, die sich schnell zu einer Gewitterlinie (Squallline) zusammenschlossen und unter Verstärkung durch die Nordeifel und die Aachener Region zogen. Dies war die Geburt eines der verheerendsten Unwetter in Ostbelgien und in NRW.
Ich habe die Front mit genialen Mammati auf meinem Hausberg abgefangen und bin bis Hürtgenwald-Großhau vor ihr geflüchtet. Nachdem ich mich dort untergestellt habe, gab es einen Nachtisch der Extraklasse: Unter dem abziehenden Eisschirm kam die glutrote untergehende Sonne heraus und zauberte mit den immer noch zuckenden Blitzen eine wahnsinnige Stimmung.
Nachdem der weit ausladende Eisschirm Simmerath erreicht hat und Mammati der Extraklasse erschienen, bin ich auf meinen Hausberg zwischen Simmerath und Imgenbroich gefahren:
Nach einiger Zeit konnte man langsam erste Strukturen der herannahenden Front erkennen:
Bald wurde es mir dort oben zu gefährlich, denn die Blitze, darunter auch positive, kamen immer näher. Also bin ich Richtung Düren vor der Linie geflüchtet, um mir etwas Vorsprung herauszufahren. Doch die Linie war schneller. Am Rollesbroicher Gewerbegebiet konnte ich kurz einen Blick auf die mehrstöckige Shelfcloud werfen:
Zwischen Kleinhau und Großhau wurde es dann zu gefährlich, weiter zu fahren, denn kräftige Outflowböen brachen kleine Äste ab und mein Auto wurde auf der Landstraße etwas zur Seite gedrückt. Ich habe mich in Großhau direkt neben die Kirchenmauer gestellt, um zumindest etwas Schutz zu haben. Der ganze Himmel war auffällig gelb-bräunlich gefärbt:
Hauptsächlich wegen der starken Outflowböen und auch wegen des Starkregens, des kleinen Hagels und der hohen Blitzfrequenz habe ich eine Skywarn-Meldung abgesetzt.
Obwohl die Gewitterlinie sehr stark war, haben die Höhen des Hohen Venns und der Eifel es geschafft, die Linie etwas abzuschwächen. So kamen ich und mein Auto ohne Schäden durch den Zellkern. Dieser südliche Teil der Squallline hat sich ungefähr bei Bonn aufgelöst, sodass der Kölner Raum und später das Ruhrgebiet die volle Breitseite abbekam.
Nach einer guten halben Stunde war das Gröbste überstanden und ich bin auf ein Feld westlich vom Ort gefahren. Dort gab es dann den Nachtisch der Extraklasse. Weil trotz lange abgezogener Gewitterlinie immer noch die Crawler über mir zuckten und Erdblitze in der Nähe einschlugen, habe ich erstmal durch die Frontscheibe fotografiert:
Endlich konnte ich aussteigen und die Show wurde richtig genial:
Etwas links vom Blitz ist die Kirche von Großhau, neben der ich Schutz gesucht habe.
Direkt über dem Horizont ist der Rand des sehr weit ausladenden Eisschirms:
Die Lichtstimmung war einfach unbeschreiblich schön:
Kurz vor dem Einpacken schenkte mir das Gewitter noch einen letzten fotogenen Blitz:
Alles in allem war das eine außergewöhnliche Gewitterlinie, die leider flächendeckend heftige Schäden hervorgerufen hat. Aber wie vieles im Leben hatte auch diese Gewitterlage ihre guten Seiten, nämlich die genialen Lichtstimmungen mit der untergehenden Sonne beim Abzug.
Andy Holz war mit Thomas Wamberg bis nach Korschenbroich unterwegs. Sie haben auch eindrucksvolle Fotos besonders von der Front machen können. Hier ist sein Bildbericht.
Gruß René