Sommer
23.-24.6.2016 Schwere Nachtgewitter von Nordostbelgien bis in den Niederrhein
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- Erstellt: 23. Juli 2016
- Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2016
- Geschrieben von René
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In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni stand wieder einmal eine Schwergewitterlage an. Aus Frankreich zog am Abend ein Gewittersystem in die Region. Ich bin mit Marcel Kaldenbach zuerst in die Region von Hasselt westlich von Maastricht gefahren, dort haben wir die erste Gewitterlinie angefahren und mussten dann vor einer auf uns zuziehenden schweren Gewitterlinie flüchten. In Mönchengladbach haben wir uns vor dem Hagel untergestellt und uns die Rückseite geschnappt. Später kam noch eine weitere, sehr interessante Gewitterlinie aus dem Grenzgebiet.
Für die Gewitterlage hat Estofex ein Level 2 herausgegeben! Die besonderen Gefahren sollten schwere Sturmböen und großer Hagel sein. Also war erhöhte Vorsicht beim Chasing geboten.
Zuerst sind wir nach Belgien rein gefahren, um die erste Gewitterlinie abzufangen, die gerade von der Pariser Region nördlich nach Belgien reinzog. Vorlaufend hat sich während unserer Anfahrt weiter nördlich eine neue Linie gebildet, die wir nun abfangen wollten, denn die südlichere zeigte schon leichte Auflösungstendenzen. Also fuhren wir Richtung Hasselt und haben uns dann bis Lommel an die Linie herangepirscht. Auf einer Industriebrache fanden wir den besten Spottingpoint in dieser chaserunfreundlichen Gegend.
Das schmucke Pförtnerhäuschen auf dem Gelände :D
Die Gewitterlinie war noch ein paar Kilometer westlich von uns und zog schnell nach Norden an uns vorbei. Man konnte gut ein Inflow-Band über dem Häuschen in die Linie herein sehen:
Wenige Minuten später wehte uns der Outflow eine sehr tiefe Wolkenbank um die Ohren, sodass wir ein paar Minuten lang die Basis nicht sehen konnten:
Als diese Wolkenbank durch war, konnte ich wenigstens einen schönen Erdblitz erwischen:
Beim Blick auf das Radar wurde uns klar: wir müssen hier weg! Es zog nämlich eine sehr starke Gewitterlinie aus dem Süden genau auf uns zu und war noch gute 20 Kilometer entfernt. Zudem scherte sie stark nach rechts aus. Um noch im Spiel zu bleiben, mussten wir also schnell nach Nordosten ausweichen. Diese Flucht führte uns vorbei an Roermond. Während der Fahrt konnten wir südlich von uns eine tolle Böenfront mit einer enormen Blitzrate sehen. Bei Wegberg haben wir uns kurz auf ein Feld gestellt und die Front mit Dauergeflacker fotografiert:
Wir standen danach vor der Entscheidung, ob wir uns weiter von der Linie jagen lassen oder unterstellen sollen. Da kam wie gerufen eine Tankstelle bei MG-Rheindahlen! Als wir gerade eine Minute unter dem Dach standen, suchte uns ein Downburst mit 3-4 cm großen Hagelsteinen heim! Die Hagelsteine flogen sogar ein Stück unter das schon große Tankstellendach und der Regen peitschte einfach drunter durch. Als das Gröbste durch war, haben wir die tollen Wolkenblitze auf der Rückseite fotografiert:
Wir sind noch ein Stück nach Nordosten gefahren und konnten den Aufwind der Zelle mit einem kräftigen Inflow-Band festhalten:
Wir sind noch ein paar Kilometer weiter in die Nähe von Schwalmtal gefahren, um eine neue Gewitterlinie westlich von uns zu fotografieren. Auch diese hatte eine hohe Blitzfrequenz. Und obwohl sie anfangs ca. 30 km von uns entfernt war, hatten wir eine sehr gute Sicht auf die Basis und die vielen Erdblitze:
Es bildete sich eine Böenfront, die anfangs wie ein Mutterschiff aussah:
Diese Böenfront wurde immer größer und zog auf uns zu:
Die Böenfront zog mit einem Whalesmouth über uns und es gab einen kräftigen Erdblitz, der nah aussah, aber ein paar Kilometer entfernt einschlug:
Der Fast-Vollmond zauberte einen Mondregenbogen in die Gewitterlinie:
Die Blitzaktivität war nach wie vor ziemlich hoch:
So langsam suchte uns immer mehr vorlaufender Müllregen heim und die Gewitterlinie schwächelte auch, also war es Zeit, die Segel zu streichen. Nachdem ich Marcel an seinem Auto abgesetzt habe, bin ich noch auf einen Aussichtspunkt bei Aachen-Schmithof gefahren, um einen der wenigen Blitze am südlichen Fortsatz der Gewitterlinie zu fotografieren:
Nach diesem Foto gab es aus der Linie noch ein paar einzelne Blitze, dann war der Ofen aber wirklich aus und ich habe Feierabend gemacht.
Gruß René