Sommer
5.6.2015 Blitzreiche Gewitter mit Shelf- und Wallclouds von Mittelbelgien bis zum Rursee
- Details
- Erstellt: 15. Juni 2015
- Zuletzt aktualisiert: 14. Oktober 2016
- Geschrieben von René
- Zugriffe: 7474
Am Freitagabend zog die Kaltfront von Tief Lothar mit einer vorlaufenden Konvergenzzone durch Mitteleuropa. Vorher war es verbreitet heiß und sonnig und so war viel Potential für schwere Gewitter vorhanden. Diese gab es auch in Form von Gewitterlinien, die von Südwesten durch die Region zogen. In der Eifel kamen diese stark blitzenden Gewitter in der ersten Nachthälfte aus Luxemburg an. Die Nordeifel als Gewittervernichtungsmaschine hat die Gewitter immerhin abgeschwächt. Ich bin am späten Nachmittag in die Nähe von Charleroi gefahren und hatte 9 Stunden Gewitteraction bis zum Rursee.
In der Gegend um Paris haben sich am frühen Nachmittag erste einzelne Zellen innerhalb der Konvergenz gebildet, die Richtung Südbelgien zogen. Also habe ich auf der Arbeit Feierabend gemacht und bin über die Autobahn vorbei an Lüttich bis nördlich von Charleroi gefahren. Dort bin ich voll auf die inzwischen gebildete Gewitterlinie zugefahren und kam in einen Staubsturm durch den Outflow. Ich bin vor der Linie her gefahren, bis der Staubsturm sich gelegt hat und konnte den Aufzug bei Nivelles ohne Staub und dafür mit Blitz beobachten:
Südlich hat sich die nächste Zelle mit einer sehr interessanten Shelfcloud angeschlossen:
Diese Zelle zog schnell auf mich zu, es gab bald schon großtropfigen Regen und relativ nahe Blitze, also musste ich weiter. Ich bin ein Stück vor dieser Zelle her gefahren und konnte eine (nicht sehr fotogene) rotierende Wallcloud beobachten. Südlich von mir wartete schon die nächste linienhafte Zelle auf mich, die sich wieder mit Pauken und Trompeten ankündigte:
Dieser Zelle konnte ich nach etwas Jagd nicht mehr ausweichen und ich ließ mich überrollen. Dies ging auch relativ gefahrlos, weil sie sich abschwächte. Auch die anderen Zellen, an denen ich dran war und deren Neubildungen schwächelten, also habe ich mich entschieden, nach Osten zu fahren. Denn in der Region um Namur und Lüttich und in Luxemburg gab es neue Einzelzellen. Ich passte also die Lücke zwischen zwei nachfolgenden Gewittern östlich von mir ab, um durchzufahren. Damit lag ich goldrichtig, denn die südliche Zelle westlich von Lüttich war einer Superzelle mit einer schönen rotierenden Wallcloud:
Die abziehende Superzelle nördlich von Waremme:
Westlich von dieser ging inzwischen in der Dämmerung ein wahres Blitzspektakel los:
Diese Linie kam mir inzwischen bedrohlich nahe, sodass die nahe verlaufende Hochspannungsleitung laut brummte und surrte. Also habe ich das Feld geräumt und auf der Fahrt nach Osten überlegt, was ich weiter machen soll. Auf einmal wurden alle Zellen um mich herum und westlich von mir schwächer und das Gewittersystem aus Luxemburg gab den Ton an. Also gab es nur eine Möglichkeit: zurück in die Eifel! Nach einem kurzen Stopp bei Thimister-Clermont wurde ich von den Gewittern regelrecht umzingelt und kam bei der Flucht weiter nach Osten in kräftigen Starkregen. Als diese Gewitter auch schon schwächelten bzw. abzogen, blieben nur noch die Zellen über der Nordeifel übrig.
Ich bin bis zum Hechelscheider Hövel durchgefahren, um diese Gewitter mit dem Rurseeblick zu fotografieren. Diese waren inzwischen schon über der Vor- und Osteifel und der Rheinschiene:
Einschläge im Siebengebirge:
Im Vordergrund ist der Rurseedamm Schwammenauel und Heimbach und im ganzen Rurtal hing der Nebel von den abgezogenen Gewittern.
Der Himmel über mir zog sich langsam zu und es fing an, etwas zu regnen. Die Gewitter blitzten auch nicht mehr so kräftig, also ging es zurück zum Auto. Ohne Gamaschen wären meine Schuhe und Hosenbeine im hohen und nassen Gras komplett abgesoffen ;)
Gegen halb drei war ich endlich zuhause und ging todmüde ins Bett. Insgesamt war ich neun Stunden unterwegs und bin ca. 400 km gefahren. Das war eine sehr schöne Saisoneröffnung in Europa nach der fulminanten USA-Chasingtour im Mai.
Andy Holz war an diesem Abend mit einer ganzen Gruppe von Chasern um Lars Prignitz chasen, hier ist sein Bildbericht! Er war ebenfalls an der Gewitterzelle mit Wallcloud westlich von Lüttich und direkt an den Gewittern in der Osteifel.
Gruß René