Winter
8.-14.1.2011 Starkes Tauwetter und Regenfälle sorgen für Hochwasser in der Eifelregion
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- Erstellt: 17. Januar 2011
- Zuletzt aktualisiert: 22. Januar 2011
- Geschrieben von René
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Von den Überläufen des Staubeckens Obermaubach und der Kalltalsperre habe ich ein Video gemacht:
Das Wetter am 8.1.2011 war wechselhaft und es gab immer wieder kleinere Schauer. Dazu war es ziemlich stürmisch. Kurz vor 14 Uhr bin ich zum Staubecken Obermaubach losgefahren, um mir die hohe Abgabemenge von ca. 50m³/s anzusehen. Auf dem Weg dorthin habe ich vom Haflingerhof zwischen Vossenack und Hürtgen eine Schauerzelle über Aachen fotografiert:
Mein nächster Stopp war direkt oberhalb vom Motocross-Gelände zwischen Kleinhau und Brandenberg, als über der Nordeifel eine weitere Schauerzelle aufzog:
Als die Schauerzelle vor die Sonne zog, sorgte der Regen für einen schönen Regenbogen auf dem fast blauen Himmel gegenüber:
Gegen 14.40 Uhr kam ich in Obermaubach an. Als ich auf dem Parkplatz am Staudamm aus dem Auto ausstieg, hörte ich schon das Tosen der Wassermassen. Zu der Zeit wurden ca. 50m³/s über die Fischbauchklappen im Staudamm abgegeben:
Im Durchschnitt werden 17m³/s an den Unterlauf der Rur abgegeben. Die Mindestabgabe beträgt 5m³/s.
Die Talsperre, die die Rur unterhalb vom Staubecken Heimbach aufstaut, wurde von 1933-34 gebaut. 1969 wurde ein Wasserkraftwerk im Staudamm installiert. Von 2007 bis 2008 wurde der Staudamm umfassend saniert und dabei an der Nordseite des Staudamms ein Fischpass gebaut. Hier ist der Einlass direkt am Staudamm:
Das Staubecken dient zusammen mit dem Heimbacher Staubecken als Ausgleichsbecken für die Wasserkraftwerke im Rurseedamm Schwammenauel und für das Wasserkraftwerk Heimbach, die nur die Spitzenlast bereitstellen und somit stoßweise Wasser abgeben. Das ist die sogenannte Urftwelle. Diese stoßweisen Schwankungen des Wasserstandes der Rur werden durch die Staubecken Heimbach und Obermaubach ausgeglichen. Ich bin wieder auf den Staudamm gegangen und habe den "Wasserfall" an den beiden jeweils 18 Meter breiten Fischbauchklappen fotografiert:
Ich bin über den Staudamm und um den Sportplatz herum gegangen. Die Sonne kam raus und sorgte für eine frühlingshafte Stimmung auf der Auwiese der Rur:
Ich bin auf die hölzerne Brücke über die Rur unterhalb des Stauwehres gegangen. Dort konnte man das Hochwasser der Rur gut sehen:
Auch den Staudamm mit den beiden Fischbauchklappen und dem Tosbecken kann man gut von der Brücke sehen:
Hinter der Brücke bin ich nach rechts auf den Uferweg gegangen. Auf die Bank konnte man sich gerade noch draufsetzen, ohne nasse Füße zu bekommen:
Ich bin wieder auf den Staudamm gegangen. Dort habe ich die Rechenreinigungsanlage des Kraftwerkswassereinlaufs fotografiert:
Das Wasserkraftwerk mit einer Kaplan-Turbine hat eine Maximalleistung von 650kW bei einem Durchfluss von maximal 11m³/s.
Ich habe einen Mitarbeiter des WVER gefragt, ob er mich auf das Betriebsgelände unterhalb der Fischbauchklappen lassen kann, dies hat er auch freundlicherweise getan. Als ich dort hin ging, musste der Mitarbeiter die Fischbauchklappen etwas absenken, sodass sich der Abfluss auf ca. 57m³/s erhöhte. Hier sind ein paar Eindrücke vom Tosbecken:
Auf dem Rückweg zum Auto habe ich noch ein Foto von der Dammstraße gemacht:
Die Brandenberger Straße am Ortsausgang von Obermaubach beim Sonnenuntergang:
Zum Schluss dieser Tour habe ich noch die windige Abendstimmung am Bergsteiner Sportplatz festgehalten:
Am nächsten Tag (9.1.2011) bin ich zur Kalltalsperre gefahren. Dort kam ich kurz vor 15 Uhr an. Über den Überfalltrichter (Vordergrund) und den Grundablass (im Wasserentnahmeturm ganz rechts) wurden 5m³ abgegeben.
Das Maximum der Wasserabgabe mit 10m³/s bis dahin war an diesem Tag gegen 6 Uhr. Normalerweise wird nur die Pflichtabgabe von 50 Litern/m³ an die Kall abgegeben.
Unterhalb vom Staudamm ist das Turbinenhaus des Wasserkraftwerks und rechts dahinter das Tosbecken:
Die Sonne geht bald über dem noch immer zugefrorenen See unter:
Am nördlichen Ufer stehen alte Schieber und rechts fließt ein kleines Rinnsal den Fels herunter:
Ich bin zum Staudamm vom Rursee in Schwammenauel gefahren und kam an, als die Sonne gerade unterging. Als erstes habe ich den Hochwasserüberlauf mit einem festen Überfallwehr (rechts) und den zwei Fischbauchklappen (Mitte) fotografiert:
Zusammen mit den beiden Grundablässen können maximal 450m³/s abgegeben werden (Bemessungshochwasser).
Unterhalb des Staudamms auf der nördlichen Uferseite vom Staubecken Heimbach befinden sich die Auslässe der Grundablässe (links unten außerhalb des Fotos) und das Turbinenhaus (Bildmitte):
Die Francis-Turbine hat eine maximale Leistung von 6MW.
Als ich weiter über den 480 Meter langen Staudamm gegangen bin, fielen mir die irisierenden (perlmuttartig schimmernden) Wolken über der untergegangenen Sonne auf:
Am nördlichen Ufer befindet sich der Pegel:
Um 16.40 Uhr betrug der Pegelstand 275,30 m.ü.N.N:
Die Wolken wurden von der untergehenden Sonne gelb angestrahlt:
Am Ende vom Staudamm vor dem Café am Pegel sind die beiden Ausflugsschiffe der Rursee-Schifffahrt festgemacht:
Links ist das Schiff "Aachen" und rechts die "Stella Maris".
Beim Höhepunkt der Dämmerung ging die gelbe Färbung der Wolken in rot über:
Anschließend bin ich runter zum Wasserkraftwerk (Jugendstilkraftwerk) Heimbach gefahren:
Das Kraftwerk wird durch den 2,7km langen Kermeterstollen mit Wasser aus dem Urftsee versorgt. 110 Meter oberhalb vom Kraftwerk geht der Stollen in zwei Druckrohre über. Die beiden Francis-Turbinen haben eine maximale Leistung von 16MW. Für die Maximalleistung wird ein Durchfluss 18m³/s benötigt.
Wegen der langen Belichtungszeit kann man hier sehen, wie das Wasser aus dem linken Wasserauslass des Kraftwerks nach links in Flussrichtung der Rur fließt.
Die letzte Station meiner Tour an diesem Tag war die Stadt Heimbach. Zuerst habe ich die Altstadt und die Burg Hengebach am Rurufer fotografiert:
Dann bin ich an den malerischen Fachwerkhäusern vorbei zur Burg hoch gegangen:
Leider war das Tor zum Hauptteil der Burg schon abgeschlossen, also habe ich auf dem Vorplatz Fotos gemacht:
Ich bin die Treppe zum Kurpark direkt an der Rur runtergegangen und bin über die Brücke gegangen. Dort habe ich die Burg und den Großen Wagen fotografiert:
Zum Schluss habe ich den zunehmenden Neumond fotografiert:
Am Wochenanfang entspannte sich die Lage und die Pegel und Abflussmengen normalisierten sich wieder langsam. Von Mittwoch bis Freitag gab es kräftigen Dauerregen. Da die Böden noch gefroren bzw. wassergesättigt waren, floss das Regenwasser direkt in die Bäche und Flüsse und ließ die Pegel sehr schnell ansteigen. In Monschau, Kornelimünster und in anderen Orten liefen viele Keller voll und dies sorgte für Großeinsätze der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks. Auch einige Campingplätze an der Rur, z.B. in Dedenborn und Kreuzau-Schlagstein, wurden überschwemmt. Zeitweise musste sogar einer der beiden Grundablässe der Rurtalsperre Schwammenauel geöffnet werden, wodurch sich die Wasserabgabe auf ca. 60m³/s erhöhte. Die Kalltalsperre hat zeitweise 15m³/s abgegeben.
Am 14.1.2011 musste ich abends nach Köln. Auf der Hinfahrt dorthin habe ich zuerst bei Kreuzau-Bogheim die Landschaft mit der bald untergehenden Sonne fotografiert:
Die Cirrusbewölkung wurde durch den Wind zerrissen:
Die Straße nach Hürtgenwald-Straß:
Als ich in Untermaubach angekommen bin, ging die Sonne schon unter. Das Getöse an den Fischbauchklappen war noch lauter als am vorigen Samstag, weil nun ca. 90m³/s abgegeben wurden:
Auf dem Staudamm habe ich wieder den Mitarbeiter des Wasserverbandes getroffen. Dieser sagte, dass in der Nacht zuvor sogar zeitweise 120m³/s abgegeben wurden. Eine so hohe Abgabemenge gab es dort das letzte Mal beim Tauwetter Anfang 1987. In der Nacht waren die Steinpackungen am Auslauf des Fischpasses und die weißen Warnschilder im Tosbecken komplett überschwemmt. Sogar der angrenzende Sportplatz war teilweise überschwemmt.
Der Sonnenuntergang hinter dem Stausee:
Die Brücke über den Fischbauchklappen:
Der Blick von oben auf das Tosbecken und den überschwemmten Unterlauf der Rur:
Abendstimmung am See:
Links und rechts sind die beiden Windwerkhäuser. In diesen befindet sich der Antrieb der Zahnstangen zur Verstellung der Fischbauchklappen.
Bei der hohen Durchflussmenge im Wasserkraftwerk sammelt sich viel Treibgut in der Rechenreinigungsanlage und muss mit einem Bagger entfernt werden:
Nach dieser Aufnahme bin ich nach Köln losgefahren. In Schlagstein bei Untermaubach kam das Hochwasser der Rur schon fast an die Straße und der Campingplatz war überschwemmt.
Auf der Rückfahrt von Köln in der Nacht bin ich auf die Schönrather Höhe bei Rösrath im Bergischen Land gefahren, um die Aussicht auf Köln zu fotografieren:
Man kann den Flughafen Köln-Bonn am Horizont von links bis zur Bildmitte sehen und ganz rechts ist die Kölner Innenstadt.
Dann bin ich nach Köln-Poll ans Rheinufer bei einem Pegelstand von ca. 9,50 Metern gefahren und habe die überschwemmten Poller Wiesen fotografiert:
Ich bin noch ein Stück weiter zur Deutzer Werft gefahren. Von links bis zur Bildmitte sieht man die drei Kranbauten im Rheinauhafen, etwas rechts vom dritten Kranhaus ist der Fernsehturm Colonius und ganz rechts hinter der Severinsbrücke ist der Kölner Dom:
Zum Schluss habe ich Drehbrücke in der Deutzer Werft fotografiert:
Das Wasser stand schon bis ungefähr einen halben Meter unterhalb der Kaimauer.
Am Wochenende hat sich die Hochwasserlage überall in der Eifelregion entspannt. Es wird aber noch etwas dauern, bis sich die Wasserstände und Pegel normalisiert haben, da die durchnässten Böden immer noch Wasser abgeben und die Hochwasserreserven in den Talsperren wieder leergefahren werden müssen.
Ich hoffe, dass euch der große Hochwasserbericht gefallen hat.
Gruß René